Stefan Battaglia (1911 – 1977)
Kurzbiografie
- 1911: am 4. Januar geboren in Feldis/GR
- ab 1920: Hausmusik mit seinem Vater und seinen zwei Geschwistern
- 1927: Lehre bei einem Zimmermann in Arosa
- 1931: Gründung der Ländlerkapelle “Stefan Battaglia”
- 1935-1945: Dirigent der Musikgesellschaft Feldis
- 1941: Schallplattenaufnahmen in der Tonhalle Zürich
- 1945: Umzug nach Domat/Ems / Hausbau / Saxofonist in der Musikgesellschaft Domat/Ems / Kontrabassist im Orchesterverein Domat/Ems / Eröffnung einer eigenen Zimmerei
- 1946: Heirat mit Margrit Hardegger aus Gams
- 1947: Geburt von Sohn Gieri
- 1965-1975: Musikalischer Begleiter der Trachtengruppe Domat/Ems
- 1966-1972: Dirigent der Musikgesellschaft Tamins
- 1970-1977: Dirigent der Musikgesellschaft Flims
- 1971: Hausbau in Feldis und Umzug an seinen Geburtsort
- 1971-1977: Mitglied des Gemeinderates Feldis (Waldfachchef)
- 1972: Schallplattenaufnahmen in Lindau/ZH
- 1973: Fernsehauftritt FÜR STADT UND LAND
- 1977: gestorben am 10. Mai
Komponierte über 100 Walzer, Märsche, Polkas, Ländler etc.. Dazu 20 Werke für Musikgesellschaften und 10 Lieder in rätoromanischer Sprache. Erschienen in den Verlagen Grossmann, Niederdorfer, Florian Giger und im Eigenverlag.
Ausführliche Biografie
Stefan Battaglia wurde am 4. Januar 1911 im kleinen Bündner Bergdorf Feldis/Veulden als drittes Kind einer armen Kleinbauernfamilie geboren. Dort verlebte er eine zwar karge, aber trotzdem glückliche Jugendzeit. Schon als Kind begann er verschiedene Instrumente wie Geige, Tenorhorn oder Handorgel auszuprobieren. Die Klarinette gefiel ihm schliesslich am besten. Musikalische Grundkurse oder Jugendmusikschulen waren damals noch völlig unbekannt. Einige Tipps erhielt er zwar von seinem musikalischen Vater Gieri. Das Meiste jedoch brachte sich Stefan autodidaktisch bei.
Das Üben auf der Klarinette, diesem schwierigen Blasinstrument, wurde neben Schule und Mithilfe auf dem kleinen Bauernbetrieb zu einer wichtigen Freizeitbeschäftigung. Sein Freund Peter R. Tscharner begleitete ihn auf der Handorgel. Schon bald spielten die Beiden zum Tanze auf. Vorerst in Feldis, dann aber auch bald in den umliegenden Gemeinden Scheid, Trans und Tomils. 1931 gründete er die „Ländlerkapelle Stefan Battaglia Feldis“. Dem Quartett gehörten an: Stefan Battaglia (Klarinette und Sopransaxofon), Peter R. Tscharner und Fredi Storz (Akkordeon) sowie der Kontrabassist Paul Schmellentin. Der gute Ruf der Kapelle Battaglia verbreitete sich rasch, sodass bald einmal Engagements im ganzen Kanton Graubünden möglich wurden. Es folgten Live-Auftritte am Radio Beromünster und am 13. und 14. Februar 1941 Schallplattenaufnahmen im Kongresshaus in Zürich (Sebastian Casutt ersetzte dabei Paul Schmellentin am Kontrabass).
Sein grosses Vorbild war der damals in Volksmusikkreisen berühmte Kasimir Geisser. Bald machte Stefan grosse Fortschritte und konnte so virtuos spielen, dass er im Kanton Graubünden als „der Klarinettist“ galt. Er nahm an verschiedenen Wettspielen teil und heimste mit seiner Kapelle und als Solist etliche Diplome ein.
Nach acht Jahren Gesamtschule in Feldis schickten ihn seine Eltern Margreth und Gieri zu einem Onkel nach Arosa, um das Zimmerhandwerk zu erlernen. 1935 übernahm er für 10 Jahre die Leitung der Musikgesellschaft Feldis, ein kleiner (Männer)verein mit 10 bis 15 Bläsern und einem Schlagzeuger. In Feldis lernte er die 10 Jahre jüngere Margrit Hardegger aus Gams kennen, die in der dortigen Pension Beverin „diente“. Nach der Heirat 1946 zog das junge Ehepaar nach Domat/Ems, wo Stefan eine eigene Zimmerei eröffnete und Margrit eine Gastwirtschaft führte. 1947 kam ihr einziges Kind, Sohn Gieri, zur Welt, der während vielen Jahrzehnten als Primarlehrer in St. Margrethen tätig war und in jungen Jahren seinen Vater Stefan auf der Handorgel begleitete.
In der Musikgesellschaft Domat/Ems spielte Stefan während 26 Jahren Tenor-, später dann Sopransaxofon. Für seinen langjährigen Einsatz wurde er als Kantonaler und Eidgenössischer Veteran geehrt. Von 1945 bis 1965 strich und zupfte er im Orchesterverein Domat/Ems den Kontrabass, und von 1965 bis 1975 begleitete er musikalisch eine einheimische Volkstanzgruppe. Von 1966 bis 1972 leitete Stefan Battaglia als umsichtiger Dirigent die Musikgesellschaft Tamins. Ab 1970 bis zu seinem Tode 1977 die Musikgesellschaft Flims.
1971 wurden die Zimmerei und das Restaurant Battaglia in Domat/Ems verkauft. Nach selbstverfassten Plänen liess er in seinem Heimatort Feldis ein Haus errichten. Stefan wurde in den Gemeinderat gewählt, wo er als Waldfachchef vor allem für das Holz verantwortlich war und fast täglich in der Sägerei arbeitete. Ab Anfang September brach bei ihm jeweils das vor allem im Kanton Graubünden berüchtigte „Jagdfieber“ aus. Auch war es ihm noch vergönnt, zwei Enkelkinder zu geniessen, denen er die Stücke „Assunta sei lieb“ und „Marc-Aurel“ widmete.
1972 war das Schweizer Fernsehen mit dem damaligen „Volksmusikpapst“ Wysel Gyr in Feldis zu Besuch. Stefan Battaglia war zusammen mit Peter R. Tscharner und Elmar Goldmann an den Akkordeons sowie dem wendigen und anpassungsfähigen Kontrabassisten Jürg Hertner für die Musik verantwortlich. Die Sendung wurde im Rahmen der Reihe „Für Stadt und Land“ ausgestrahlt und fand allerorten grossen Anklang. In gleicher Besetzung ging’s am 11. April 1973 ins Studio nach Lindau bei Zürich, wo für eine halbe Langspielplatte der Marke HELVETIA (die Rückseite bespielte die Kapelle Peretti) sechs Titel eingespielt wurden.
Stefan Battaglia verstarb am 10. Mai 1977 nach einem arbeitsreichen, intensiven und ausgefüllten Leben. Das Anfangsmotiv seines wohl bekanntesten Stückes MARGRITLIS HEIMWEH zierte während fast 30 Jahren seinen Grabstein auf dem Feldiser Friedhof.
Stefan Battaglias kompositorische Arbeit umfasst 136 Nummern. Davon sind 129 Eigenkompositionen und 7 Arrangements. Analysiert man diese Stücke hinsichtlich Metrum ergeben sich 53 im 2/4-Takt, 53 im ¾-Takt, 27 im 4/4 -Takt und drei im 6/8 -Takt. Stefan Battaglia komponierte u.a. 27 Walzer, 22 Märsche, 16 Polkas, 13 Lieder (für Chöre), 11 Schottische, 7 Ländler, 5 Choräle, 2 Mazurkas. 22 seiner Kompositionen richtete er für Blasmusiken ein. Von 44 Stücken existiert eine 2. Stimme, von einigen wenigen ein 4-stimmiger Satz.
Eine Analyse der Titel ergibt folgendes Bild: 14 Stücke widmete er seinem geliebten Domleschg, 11 seinen Kameraden oder Freunden, 10 verschiedenen Frauen, 8 seinem langjährigen Wohnort Domat/Ems, 6 seinem Heimatdorf Feldis, 5 verschiedenen Pflanzen, 5 dem Leben auf der Alp, 4 den Jahreszeiten, 3 sich selber, 3 der Jagd, 2 seiner Gattin Margrit sowie 2 seinen Enkelkindern Assunta und Marc-Aurel.
Dass der berühmte Jazz-Komponist Mathias Rüegg (langjähriger Leiter des VIENNA ART ORCHESTRA) Stefan Battaglias „Im Tenigerbad“ aufgriff und es für seine Big Band arrangierte hätte Stefan bestimmt sehr gefreut.
Verschiedene Titel werden immer noch regelmässig gespielt: An Blasmusik-Unterhaltungen, an Tanzveranstaltungen, am Radio und am Fernsehen. Einige Kompositionen erschienen auf LP’s, auf Kassetten und CD’s. Bei der SUISA in Zürich werden alle aufgeführten, veröffentlichten (und gemeldeten) Stücke registriert und die Tantiemen jährlich seinen Erben überwiesen.